Dem systemischen Ansatz liegt keine Weltanschauung, keine Religion, keine Ideologie zugrunde.

In meinem Verständnis ist er aber eng mit der Philosophie des Konstruktivismus verknüpft (also der Anschauung, dass – ungeachtet der Frage, ob es eine objektive Wirklichkeit gibt oder nicht – jeder Mensch seine eigene Wirklichkeit konstruiert, und sein Handeln sich auf diese seine eigene Wirklichkeitskonstruktion bezieht).
Gegenstand der systemischen Beratung ist folglich nie die Untersuchung, ob die individuelle Wirklichkeitskonstruktion meines Gegenübers (und der andern Beteiligten) richtig oder falsch, wahr oder unwahr ist, sondern ob sein Handeln innerhalb seiner persönlichen Wirklichkeit die erwünschten Ergebnisse erzielt. Umgekehrt betrachtet, kann er auch zu dem Schluss kommen, dass seine Wirklichkeitskonstruktion ihm in bestimmten Situationen nicht mehr die guten Dienste leistet, deretwegen er sie sich einmal zugelegt hat. (Kurz gesagt: Passen Wirklichkeitskonstruktion und Handeln zusammen?)
Der Konstruktivismus selbst ist natürlich auch nur eine (meine!) Wirklichkeitskonstruktion. Sie sorgt dafür, dass ich in der Beratung Ihre (womöglich völlig andere) Wirklichkeitskonstruktion und Ihre Handlungsstrategien respektiere, und sie anerkenne und schätze für den Wert und Nutzen, den sie für Sie bisher gehabt hat und (unter Umständen nach kleinen Modifikationen) auch weiterhin haben werden.

Im weitesten Sinne des Wortes „manipulieren“ wir uns ständig gegenseitig – in jeder Begegnung, in jedem Austausch, in jeder Interaktion. Aus jeder Begegnung gehen wir (wenn auch vielleicht nur leicht) verändert hervor; wir hinterlassen Spuren im jeweils andern. Sofern Manipulation sich darauf beschränkt, fürchten wir sie nicht, sie ist – im Gegenteil – genau der Grund, für die wir Begegnungen suchen. Sie ist auch der Grund, warum Sie mit dem Gedanken spielen, sich beraten zu lassen: Sie erwarten, dass die Begegnung mit Ihrem Berater in Ihnen Spuren hinterlässt, Sie wollen sich verändern.

In seiner negativen Bedeutung meint das Wort „Manipulation“ etwas anderes:
Den Versuch von PersonA, PersonB (möglichst ohne dass diese es merkt, und möglicherweise gegen ihren Willen) in eine von PersonA bestimmte Richtung zu drängen (darüberhinaus auch oft in eine Richtung, von der ausschliesslich PersonA profitiert).
Wenn Sie in dieser und den andern Antworten herumgestöbert haben, sind Sie hoffentlich zu dem Schluss gekommen, dass Sie in der systemischen Beratung vor dieser Art von Manipulation sicher sein können.